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Liebe Benutzerinnen und Benutzer dieser DVD-educativ!

Nach langer Arbeit liegt nun die fertige DVD-educativ in Ihren Händen. Für uns als Autorenteam
bedeutet dies, dass wir eine spannende und diskussionsreiche Zeit hinter uns lassen. Wir haben
für diesen Film Menschen getroffen, deren religiöse Fanatisierung einen Grad erreicht hat, der
uns ab und an einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Bei uns tauchen immer wieder
dieselben Fragen auf: was muss passieren, damit ein in Westeuropa aufgewachsener Mensch sich
in dieser Form radikalisiert? Warum stellen sich junge Menschen gegen jegliche Form der
politischen, religiösen oder sexuellen Freiheit? Warum bekämpfen Sie die Welt, in der Sie leben
und aufgewachsen sind? Gibt es ein Versagen der Elternhäuser, der Schule oder der Gesell-
schaft als Ganzes?

Allgemeingültige Antworten auf diese Fragen finden wir keine. Trotzdem ist das Projekt für uns
auch ein Versuch, die Radikalisierungsprozesse der einzelnen Protagonisten zu verstehen. Mal
sind es Sinnfragen, die die jungen Menschen umtreiben, mal persönliche Schicksalsschläge oder
mangelnde Stabilität im Elternhaus. Die Gründe für den Einstieg in die Szene sind vielfältig,
aber eines ist allen gemeinsam: die Kritik an der kapitalistischen Konsum- und Leistungs-
gesellschaft und den Vereinzelungsprozessen.

Dabei fällt auf: so vehement Islamisten den Kapitalismus der westlichen Gesellschaft ablehnen,
so sehr beteiligen Sie sich gleichzeitig dran. Über ihrem oftmals weißen Männergewand tragen Sie
Markenjacken und unter dem Gewand blitzen teure Schuhe hervor. Ihre Sammlungen an
elektronischen Geräten zeugen weder von Bescheidenheit noch von fehlendem Trendbewusstsein. Patchwork in einer verwirrenden Welt. Man mag dem Film vorwerfen, er hätte nichts mit „deutschen Durchschnittsmuslimen“ oder dem „Islam“ zu tun. Das ist richtig, aber das war auch nicht die Aufgabenstellung. Der Film beschäftigt sich ausschließlich mit einer muslimischen Minderheit, den Salafisten. Wie so oft ist es auch hier eine Minderheit, die aber ein großes Gewaltpotenzial besitzt.
Viel wurde über Salafisten geschrieben, gesagt und gezeigt, aber nur selten kamen sie selbst zu
Wort. Der Film möchte diese Lücke schließen und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den
Menschen ermöglichen, die Gegenstand der Diskussion sind. Aus unserer Sicht ist gerade in der pädagogischen Arbeit eine möglichst authentische Dokumentation einem „reden über“ vorzuziehen,
was immer einen stark stigmatisierenden Beigeschmack mit sich bringt.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Film, den Materialien und dem beeindruckenden Interview des Islamisten-Aussteigers Barino Barsoum.

Rainer Fromm und Sarah Müller-Fromm