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Religion auf der Grenze - Scientology, Salafismus, charismatisches Christentum
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Religion auf der Grenze – Scientology, Salafismus, charismatisches Christentum
 
Didaktische Hinweise
Neureligiöse Bewegungen, früher häufig als „Sekten“ bezeichnet, offerieren ganzheitliche Heilsangebote und versprechen Orientierung, Geborgenheit und Lebenshilfe. Neben den etablierten, teilweise vom Staat als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ anerkannten Religionen und Konfessionen wird man in der Gegenwart mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Sinnangeboten konfrontiert. Dies führt nicht nur zu einem immer größer werdenden Angebot an Wahlmöglichkeiten, sondern auch zu einer wachsenden Unübersichtlichkeit auf dem „Supermarkt“ der Religionen und Weltanschauungen.
Seit den 1970er Jahren ist die Öffentlichkeit vermehrt auf das Phänomen neureligiöser Bewegungen aufmerksam geworden und hat diese mit Begriffen wie „Sekten“, „Jugendreligionen“ oder „destruktive Kulte“ belegt. Solche Sammelbegriffe für im Westen bis dahin eher unbekannte Bewegungen können allerdings nicht unbedingt als Ausweis für gemeinsame inhaltliche Ansätze oder Praktiken verstanden werden. Die Folge solcher oftmals undifferenziert verwendeten Begrifflichkeiten war eine pauschale und grundsätzliche Verurteilung aller neureligiösen Bewegungen. Gleichwohl gab und gibt es berechtigte Einwände und Bedenken gegenüber solchen Gruppierungen – insbesondere dann, wenn Manipulation, Zwang, (physische bzw. psychische) Gewalt oder gar kriminelle Handlungen im Spiel sind.
Zu den neureligiösen Bewegungen gesellen sich gegenwärtig zahlreiche fundamentalistische Strömungen, die weltweit im Umkreis der etablierten „großen“ Religionen entstehen. Auch sie stellen ein Angebot auf dem religiös-spirituellen Markt dar, wobei die hinter ihnen stehenden Ideologien – gerade für Jugendliche – mitunter nur schwer durchschaubar sind. Viele fundamentalistische Gruppierungen präsentieren sich nach außen attraktiv und jugendnah, offenbaren aber bei näherem Hinsehen ein deutliches Gefährdungspotenzial. Die grundlegende Schwierigkeit, gefährliche Haltungen von moderaten Positionen zu unterscheiden, wird dabei durch den schnellen sozialen Wandel, undurchsichtige Informationskanäle im Internet und fehlende Ansprechpartner für weltanschauliche Fragen verschärft.
Die Produktion thematisiert die Vielfalt unterschiedlicher Sinnangebote in einer pluralen Gesellschaft und zeigt drei konkrete Beispiele für neureligiöse Bewegungen und fundamentalistische Strömungen: Scientology, Salafismus und International Christian Fellowship (ICF). Diese Gruppierungen weisen – bei allen bestehenden Unterschieden – markante inhaltliche und strukturelle Gemeinsamkeiten auf, die im Film aufgezeigt werden. Anstatt dabei von außen über die einzelnen Bewegungen zu urteilen, lässt der Film die jeweiligen Mitglieder selbst zu Wort kommen. Die Gruppen sollen auf dieses Weise nicht pauschal dämonisiert werden, sondern die Schüler(innen) sollen sich mündig, kritisch und sachgemäß mit den Aussagen der Filmprotagonisten auseinandersetzen. Dies erfordert eine genaue und aufmerksame Analyse, da die Problematik der Aussagen für die Schüler(innen) vielleicht nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist. Als Hilfestellung kann die im Film vorgenommene Einordnung der Statements durch den Religionswissenschaftler Michael von Brück dienen, der auf Gefahren hinweist und die Aussagen der Protagonisten aus religionswissenschaftlicher Perspektive deutet.
Die Statements der Mitglieder von Scientology, Salafismus und ICF sowie die Aussagen von Brücks sind zusätzlich als Einzelsequenzen verfügbar. Die hier vorgenommene thematische Bündelung erleichtert die Arbeit im Unterricht und erlaubt eine gezielte Beschäftigung mit den einzelnen Gruppierungen bzw. deren Deutung. Darüber hinaus sind Filmclips zu Scientology, Salafismus und charismatischem Christentum vorhanden, die zusätzliche Hintergrundinformationen enthalten und ergänzend eingesetzt werden können.
Aufgrund seiner didaktischen Prämissen erfordert der Film eine gründliche Besprechung im Unterricht. Hierzu kann auf das umfangreiche Arbeitsmaterial zurückgegriffen werden (s. u.), das zahlreiche Unterrichtsanregungen beinhaltet. Über das Arbeitsmaterial werden allgemeine Strukturmerkmale neureligiöser Bewegungen und fundamentalistischer Gruppen erarbeitet und anhand der konkreten Beispiele illustriert. Die Gefahren der einzelnen Gruppierungen werden dabei ebenso thematisiert wie die von ihnen praktizierten Methoden. Zudem findet eine begriffliche Klärung statt, bei der auch die grundlegende Schwierigkeit, neureligiöse Bewegungen (bzw. „Sekten“) und Fundamentalismus zu definieren, zur Sprache kommt. Idealerweise werden die Arbeitsblätter vollständig und chronologisch bearbeitet. Dies ist allerdings nicht zwingend erforderlich, die Arbeitsblätter können auch als Materialsammlung genutzt werden. Sie liegen sowohl im PDF-Format als auch im doc-Format vor (MS Word), wodurch es der Lehrkraft möglich ist, diese nach eigenem Ermessen zu bearbeiten und ggf. umzugestalten.
Ziel der Unterrichtseinheit ist eine sachlich-kritische Diskussion über neureligiöse Bewegungen und fundamentalistische Strömungen, die von den Aussagen der Film-Protagonisten ausgeht. Im Zentrum steht dabei die (auf Arbeitsblatt 8 explizit aufgegriffene) Frage nach der Grenze zwischen Religionsfreiheit einerseits und Gefährdung von Individuum und Gesellschaft andererseits. Diese Grenzziehung ist keineswegs immer eindeutig und bedarf einer stetigen Überprüfung. Die Schüler(innen) sollen in die Lage versetzt werden, diese Grenzziehung selbst auf mündige und kompetente Weise vorzunehmen. Die Produktion möchte dazu einen Beitrag leisten.
 
Adressaten
Allgemeinbildende Schulen (Klasse 8-13), Kinder- und Jugendbildung (14-18 Jahre), Erwachsenenbildung
 
Bezug zu Lehrplänen und Bildungsstandards
Die Schülerinnen und Schüler
  • werden sich bewusst, dass es ein Grundbedürfnis nach religiöser Orientierung gibt.
  • lernen die Vielfalt an neureligiösen bzw. fundamentalistischen Angeboten und die damit verbundenen Heilsversprechen kennen.
  • erhalten Einblick in den Alltag von Mitgliedern der unterschiedlichen Gruppierungen und setzen sich kritisch mit deren Weltsicht auseinander.
  • erörtern mögliche Erklärungen für die Attraktivität neureligiöser bzw. fundamentalistischer Angebote und benennen die von ihnen ausgehenden Gefahren.
  • bedenken die jeweiligen Auswirkungen auf Gottes-, Welt- und Menschenbild.
  • setzen die unterschiedlichen Gruppierungen zueinander in Beziehung und analysieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
  • entwickeln eigene Unterscheidungskriterien für die Grenze zwischen Religionsfreiheit und Gefährdungspotenzial.
  • lernen, mit weltanschaulicher Pluralität umzugehen.
  • werden zu einem mündig-kritischen Umgang mit neureligiösen und fundamentalistischen Angeboten befähigt.

 

Inhalt und Einsatzhinweise zur Produktion
 
Film „Religion auf der Grenze: Neureligiöse Bewegungen und Fundamentalismus“ (30 min)
„Religion auf der Grenze“ porträtiert drei Gruppierungen, die beispielhaft für neureligiöse Bewegungen bzw. fundamentalistische Strömungen stehen: Scientology, International Christian Fellowship (ICF) und Salafismus. Im Zentrum des Films steht die Frage, wo die Grenze zwischen Religionsfreiheit einerseits und Gefährdungspotenzial andererseits verläuft. Der Film gibt keine vorgefertigten Antworten, sondern möchte dazu anregen, kritisch über diese Grenzziehung nachzudenken. Mitglieder der unterschiedlichen Gruppierungen werden in ihrem Alltag gezeigt und kommen selbst zu Wort, sodass sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten der einzelnen Bewegungen sichtbar werden. Ergänzt werden die Statements durch ein Interview mit dem Religionswissenschaftler Michael von Brück, in dem er eine kritische Einordnung aus religionswissenschaftlicher Perspektive vornimmt. Er erläutert, worin die Attraktivität, aber auch die Gefahren neureligiöser Bewegungen und fundamentalistischer Strömungen bestehen.
Das Ehepaar Sibylle und Max sind Scientologen. Sie berichten von ihren Erfahrungen mit der scientologischen Lehre, die ihnen zu spirituellem, gesundheitlichem und materiellem Erfolg verholfen habe. Durch die Technik des „Auditing“ lasse sich die unsterbliche Seele namens „Thetan“ befreien, sodass man „clear“, d. h. nicht länger durch negative Erlebnisse aus der Vergangenheit blockiert, werde. Durch die Lehren L. Ron Hubbards erlange man ein höheres Bewusstsein und werde in allen Lebensbereichen effizienter – auch im familiären Alltag, in dem die Scientology-Technik eine wichtige Rolle einnimmt. Doch diese Effizienzsteigerung wird mit fragwürdigen Mitteln erreicht. Zahlreiche Scientology-Bücher und -Dokumente belegen, dass die Organisation ein totalitäres System anstrebt. Nicht zuletzt deshalb ist Scientology Gegenstand mehrerer Verfassungsschutzberichte.
Die christlich-charismatische Bewegung ist die weltweit am schnellsten wachsende religiöse Strömung. Die Bibel wird hier als verbindliches Regelwerk für das eigene Handeln, Jesus als der einzig wahre Schlüssel zum Glück aufgefasst. Zu den bekanntesten freikirchlichen Gemeinden in Deutschland zählt die International Christian Fellowship (ICF). Sie wendet sich gezielt an junge Menschen und transportiert ihre Botschaften mit modernsten Mitteln. Tobias Teichen ist Prediger in der ICF. Er ist davon überzeugt, dass Gebete und der Glaube an Jesus Christus Wunder bewirken können. In sexualmoralischen Fragen vertritt er eine konservative Position.
Esther und Florian engagieren sich seit vielen Jahren in der ICF. Das junge Ehepaar hat drei Kinder und richtet das familiäre Leben ganz auf Gott aus. Esther glaubt an die Existenz des Teufels, in ihren Augen befindet sich die Welt in einem ständigen Kampf zwischen Gut und Böse. Jeden Sonntag besucht die Familie die Veranstaltungen der ICF, in denen Gott in einer emotionsgeladenen Mischung aus evangelikaler Predigt und Pop-Event auf unmittelbare Weise erfahrbar werden soll.
Sven Lau und Pierre Vogel zählen zu den bekanntesten Islamisten in Deutschland. Die wie Pop-Stars gefeierten Prediger werden vom Verfassungsschutz dem Salafismus zugeordnet, einer fundamentalistischen Strömung, die für eine islamische Welt kämpft. Gerade junge Menschen fühlen sich von den einfachen Wahrheiten radikal-islamischer Prediger angesprochen, denen zufolge der Islam die einzig wahre Religion sei. Der „Islamische Zentralrat der Schweiz“ wird ebenfalls dem Salafismus zugerechnet. Abdel Azziz Qaasim Illi, Pressesprecher des Zentralrats, ist davon überzeugt, dass das Heil ausschließlich den Muslimen vorbehalten ist. Mitglieder anderer Religionen und Glaubensrichtungen seien von der Erlösung ausgeschlossen. Illi tritt für strenge Verhaltens- und Kleidervorschriften ein und fordert eine klare Trennung der Geschlechter. Auch in Fragen der Erziehung vertritt er restriktive Ansichten: Für seine Kinder sind Popmusik und Partys verboten, schon alleine um die Geschlechtertrennung aufrechtzuerhalten. Illi sähe seine Erziehung als gescheitert an, würde seine Tochter mit Jungen ins Kino gehen. Homosexualität ist in seinen Augen eine schwere Sünde. Diese Ansicht vertritt auch die Generalsekretärin des Islamischen Zentralrats, Ferah Ulucay.
Der Religionswissenschaftler Prof. Michael von Brück erforscht unterschiedliche religiöse Strömungen. Er verweist auf die Unterschiede zwischen Scientology und den klassischen Religionen: Während Scientology nach einem gestärkten Ego sowie mehr Macht und materiellem Erfolg strebe, sei in den klassischen Religionen das Gegenteil der Fall. Bei Scientology handle es sich um ein dem Kapitalismus entlehntes Effizienzsystem, das nicht den Schwachen annimmt, sondern auf Stärke setzt. Die Attraktivität neureligiöser und fundamentalistischer Gruppen hat von Brück zufolge mehrere Gründe: Er verweist auf die Tatsache, dass Freiheit immer auch Unsicherheit erzeuge. Die Unterwerfung unter eine Autorität gebe demgegenüber ein Gefühl von Sicherheit. Des Weiteren verleihe die Zugehörigkeit zu einer als elitär empfundenen Gruppierung dem eigenen Leben an Bedeutung. Außerdem geben diese Bewegungen in Zeiten des sozialen, ökonomischen und politischen Umbruchs Halt, indem sie auf Traditionalismen zurückgreifen. Als größte Gefahr benennt von Brück die totale Vereinnahmung des Individuums, aus der die Unfähigkeit resultiere, selbstständig eigene Erfahrungen zu machen. Lehne sich der Einzelne schließlich gegen diese Unmündigkeit auf, stehe er vor einem Scherbenhaufen.
  • Arbeitsblatt 1: „Sekten“
  • Arbeitsblatt 2: „Sekten“ und neureligiöse Bewegungen – Definitionen
  • Arbeitsblatt 3: Was ist Fundamentalismus?
  • Arbeitsblatt 8: Religion auf der Grenze – Zusammenfassung und Filmanalyse
 
Sequenzen „Scientology“ (4:40 min), „Charismatisches Christentum“ (5:00 min), „Islamismus und Salafismus“ (5:10 min) und „Religionswissenschaftliche Perspektive“ (4:00 min)
Die Statements der Mitglieder von Scientology, Salafismus und ICF sowie die Aussagen von Brücks sind als Einzelsequenzen verfügbar. Anders als im Film wurden sie hier thematisch gebündelt, um die Arbeit im Unterricht zu erleichtern und eine gezielte Beschäftigung mit den einzelnen Gruppierungen bzw. deren Deutung zu ermöglichen. Die Einzelaussagen sind durch Schwarzblenden voneinander getrennt, sodass die Lehrkraft die Wiedergabe jederzeit unterbrechen und das jeweilige Statement in der Lerngruppe thematisieren kann.
  • Arbeitsblatt 4: Scientology
  • Arbeitsblatt 5: International Christian Fellowship (ICF)
  • Arbeitsblatt 6: Salafismus und Islamismus
  • Arbeitsblatt 7: Vergleich: Scientology, Salafismus, charismatisches Christentum
 
Filmclip „Info: Scientology“ (2:00 min)
Scientology gilt als Inbegriff einer modernen Psycho-Organisation. Sie geht zurück auf die Lehren ihres Gründers L. Ron Hubbard. Da Scientology für eine Zweiklassen-Gesellschaft kämpft, die wesentliche Rechte nur für Scientologen vorsieht, wird die Organisation vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet. Zahlreiche Passagen in scientologischen Schriften belegen, warum Scientology als extremistische Organisation eingestuft wird.
  • Arbeitsblatt 4: Scientology
 
Filmclip „Info: Charismatisches Christentum“ (1:50 min)
Das charismatische Christentum ist weltweit auf dem Vormarsch, alleine in Deutschland existieren rund tausend freikirchliche Gemeinden. Für ihre Anhänger ist die Bibel alleinige Richtschnur im Leben. In an Pop-Events angelehnten „Celebrations“ werden tiefe Bedürfnisse wie Liebe, Freundschaft und Gemeinschaft angesprochen, sodass in der emotional aufgeladenen Atmosphäre Gott und das Wirken des Heiligen Geist erfahrbar werden sollen. Fast alle Gruppen berichten von seelisch-körperlichen Heilungen. Freikirchen vertreten eine konservative Sexualmoral, Sex außerhalb der Ehe oder Homosexualität gelten in vielen Gemeinden als Sünde. Dazu kommt ein ausgeprägter Dämonenglaube.
  • Arbeitsblatt 5: International Christian Fellowship (ICF)
 
Filmclip „Info: Salafismus“ (1:50 min)
Der Filmclip thematisiert den Salafismus als international aktive Bewegung, die auch in Deutschland missionarisch aktiv ist. Bevorzugt werden junge Männer rekrutiert, auch zum internationalen „Dschihad“. Die Salafisten präsentieren sich dabei mit unverfänglichen Botschaften. Hinter der religiösen Fassade steht jedoch eine extremistische Ideologie, der zufolge die demokratische Gesellschaft in einen islamischen Gottesstaat umgewandelt werden soll.
  • Arbeitsblatt 6: Salafismus und Islamismus
 
 
Kommentar zu den Arbeitsblättern
 
Arbeitsblatt 1: „Sekten“
Arbeitsblatt 1 führt anhand von Zeitungsschlagzeilen und -bildern in die Thematik ein. Die Collage veranschaulicht die Verwendung des Sekten-Begriffs in den Medien und problematisiert mögliche Vorurteile, die durch eine derartige Berichterstattung evoziert werden. Undifferenzierte Begrifflichkeiten und eindimensionale Bilder sollen so hinterfragt und bewusst gemacht werden. Das Arbeitsblatt sollte möglichst vor Ansicht des Films bzw. der Filmclips bearbeitet werden, um die bereits vorhandenen Vorprägungen der Schüler(innen) thematisieren zu können .
 
Arbeitsblatt 2: „Sekten“ und neureligiöse Bewegungen – Definitionen
Die auf Arbeitsblatt 1 erfolgten Überlegung zu Vorurteilen und Vorprägungen bezüglich des Phänomens „Sekten“ sollen mithilfe dieses Arbeitsblattes vertieft werden. Während der Sekten-Begriff im Film und in den Filmclips bewusst vermieden wird, soll er hier anhand eigener und fremder Definitionsversuche hinterfragt und letztlich dekonstruiert werden. Neben der Auseinandersetzung mit der Problematik, „Sekten“ bzw. „neureligiöse Bewegungen“ zu definieren, sollen sich die Schüler(innen) generell über Feinheiten von Begrifflichkeiten und deren Folgen bewusst werden.
 
Arbeitsblatt 3: Was ist Fundamentalismus?
Arbeitsblatt 3 beschäftigt sich mit dem Thema „Fundamentalismus“. Ähnlich wie der Begriff „Sekte“ ist „Fundamentalismus“ zu einem Sammelbecken für sehr unterschiedliche Gruppierungen geworden, was zu einer Pauschalisierung und Stigmatisierung führen kann. Anhand einer kritischen Auseinandersetzung mit der begrifflichen Verwendung von „Fundamentalismus“ und der gemeinsamen Suche nach dessen Merkmalen sollen die Schüler(innen) eine differenzierte Perspektive auf die Thematik einnehmen. Zugleich soll aber auch deutlich werden, worin die Gefahren fundamentalistischer Gruppierungen liegen. Ziel ist es dabei auch, die Schüler(innen) auf Situationen vorzubereiten, in denen sie selbst mit fundamentalistischen Angeboten konfrontiert werden und sie sich in der Diskussion behaupten müssen.
Das Foto auf dem Arbeitsblatt bildet einen Infostand der „Anti-Evolution-League of America“ ab, die 1924 entstand und dem Kreationismus zuzuordnen ist. Beim Kreationismus handelt es sich um eine Spielart des christlichen Fundamentalismus, welche die Evolutionstheorie als falsche Lehre ablehnt. Stattdessen wird die Schöpfungsgeschichte der Bibel wörtlich verstanden und quasi-naturwissenschaftlich als Entstehungsgeschichte der Erde und allen Lebens interpretiert.
 
Arbeitsblatt 4: Scientology
Gegenstand von Arbeitsblatt 4 ist die Organisation Scientology und deren spezielle Situation in Deutschland. Dabei wird auch die Rolle des Verfassungsschutzes bei der Überwachung dieser und ähnlicher Organisationen thematisiert. Mithilfe der beiden Texte soll sachlich über die Gefahren von Scientology informiert und im Anschluss eine Diskussion über die umstrittene Organisation geführt werden. Ferner sollen die Schüler(innen) Einblick erhalten, worin in diesem Zusammenhang die Aufgabe des Verfassungsschutzes besteht.
Alle Statements zum Thema Scientology sind gebündelt als Einzelsequenz verfügbar und können für die Bearbeitung des Arbeitsblattes herangezogen werden. Zusätzlich ist ein Filmclip mit Hintergrundinformationen hinterlegt.
 
Arbeitsblatt 5: International Christian Fellowship (ICF)
Arbeitsblatt 5 porträtiert die christlich-charismatische Gruppierung „International Christian Fellowship“ (ICF) und geht dabei auch auf die Rolle von Sektenbeauftragten und Sektenberatungsstellen ein. Da die ICF durch ihr betont lockeres Auftreten kein unmittelbar erkennbares Gefährdungspotenzial aufweist, wird auf diesem Arbeitsblatt mit einem Aussteiger-Interview gearbeitet. Informations- und Beratungsstellen für Sekten-, Religions- und Weltanschauungsfragen sind in nahezu jedem Bistum bzw. in jeder Landeskirche vorhanden, zudem gibt es zahlreiche Beratungsstellen der einzelnen Bundesländer. Sektenberatung wird somit in der Regel entweder vom Staat oder von der Kirche finanziert (auch wenn es einige private Einrichtungen gibt, die Sektenberatung anbieten). Beratungsstellen informieren über Gruppierungen, die Heilsangebote offerieren und deren Absichten nicht klar ersichtlich sind. Außerdem bieten sie Hilfe beim Verlassen einer Gruppe an und begleiten „Aussteiger“.
Dennoch ist im Hinblick auf Sektenberatungsstellen immer auch die Frage nach dem Interesse ihres Trägers zu stellen. Die von den Beratungsstellen erteilten Auskünfte bedürfen wiederum selbst einer kritischen Prüfung. Dieser Umstand sollte auch auf Arbeitsblatt 8 (Aufgabe 5) Berücksichtigung finden, sofern ein Vertreter einer solchen Stelle in den Unterricht eingeladen wird.
Alle Statements zum Thema ICF bzw. charismatisches Christentum sind gebündelt als Einzelsequenz verfügbar und können für die Bearbeitung des Arbeitsblattes herangezogen werden. Zusätzlich ist ein Filmclip mit Hintergrundinformationen hinterlegt.
 
Arbeitsblatt 6: Salafismus und Islamismus
Arbeitsblatt 6 thematisiert nach einer kurzen definitorischen Einführung zu „Salafismus“ bzw. „Islamismus“ v. a. jene Punkte, mit denen Schüler(innen) in der Klasse in Berührung kommen können. Dabei wird die Faszination, die von der rigorosen Religiosität eines Pierre Vogel ausgeht, aufgegriffen und kritisch hinterfragt. Zugleich sollen auch andere Strömungen des Islam Berücksichtigung finden, sodass deutlich wird, dass der Islam nicht auf den Islamismus reduziert werden darf. Das Arbeitsblatt kann als Chance begriffen werden, umfassende Aufklärungsarbeit über den Islam zu leisten und zwischen der tatsächlichen Gefährdung durch Islamisten einerseits und dem breiten Gesellschaftsteil der friedfertigen Muslime andererseits zu unterscheiden.
Alle Statements zum Thema Salafismus bzw. Islamismus sind gebündelt als Einzelsequenz verfügbar und können für die Bearbeitung des Arbeitsblattes herangezogen werden. Zusätzlich ist ein Filmclip mit Hintergrundinformationen hinterlegt.
 
Arbeitsblatt 7: Vergleich: Scientology, Salafismus, charismatisches Christentum
Auf Arbeitsblatt 7 werden die Äußerungen der Film-Protagonisten vergleichend analysiert und zueinander in Beziehung gesetzt. Um eine differenzierte und sachgemäße Auseinandersetzung mit den einzelnen Statements zu gewährleisten, sollten die vorangehenden Arbeitsblätter von den Schüler(innen) bereits bearbeitet worden sein. Die Schüler(innen) sollen die Aussagen der Film-Protagonisten zu bestimmten Themenblöcken in Kleingruppen erarbeiten und zentrale Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten festhalten. Ergänzend kann die im Begleitmaterial hinterlegte „Checkliste für unbekannte Gruppen“ mit in den Unterricht eingebunden werden.
 
Arbeitsblatt 8: Religion auf der Grenze – Zusammenfassung und Filmanalyse
Arbeitsblatt 8 bietet zunächst einen zusammenfassenden Rückblick auf den Film an. Dabei geht es vor allem um den Begriff der „Grenze“, der auch im Filmtitel genannt wird. Zusätzlich sollen die Schüler(innen) durch eine kritische Filmanalyse in ihrer Medienkompetenz gestärkt werden. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass gerade das Medium Film einer Reflexion seiner eingesetzten Mittel (Regie, Kamera, Ton, Schnitt etc.) bedarf. Die Schüler(innen) sollen dadurch angeregt werden, mündige Zuschauer und Rezipienten zu sein. Abschließend kann ein Experte in den Unterricht eingeladen werden, um die erarbeiteten Inhalte im Dialog kritisch zu vertiefen.
 
 
 
 
 
Produktionsangaben
 
Religion auf der Grenze – Scientology, Salafismus, charismatisches Christentum
 
Produktion
FWU Institut für Film und Bild, 2014
 
Konzept
Sebastian Freisleder
 
Arbeitsmaterial
Magdalena Modler-El Abdaoui
Teresa Modler
 
Bildnachweis
alexemanuel / Thinkstock / iStock.com
Rainer Fromm
iStockphoto
Wikimedia Commons
 
Textnachweis
Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein Westfalen
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin
 
Pädagogischer Referent im FWU
Sebastian Freisleder
 
 
 
Produktionsangaben zum Film
 
Religion auf der Grenze: Neureligiöse Bewegungen und Fundamentalismus
 
Produktion
Rainer Fromm
im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 2014
 
Buch und Regie
Rainer Fromm
Sarah Müller-Fromm
 
Kamera
Chris Caliman
Frank Reimann
 
Schnitt
Arvid Landgraf
 
Sprecher
Götz Bielefeldt
 
Redaktion FWU
Sebastian Freisleder
Teresa Modler
 
 
 
Nur Bildstellen/Medienzentren:
öV zulässig
 
© 2014
FWU Institut für Film und Bild
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