Themenübersicht
Die großen Fragen des Lebens
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Die großen Fragen des Lebens
 
Didaktische Hinweise
Die Produktion enthält fünf unterhaltsame Kurzfilme, die als Ausgangspunkt für die spielerisch-kreative Beschäftigung mit philosophischen und ethischen Themen dienen. Die kleinen Geschichten münden in Fragestellungen, die einen weiten philosophischen Raum eröffnen. Da es auf sie keine „einfachen“ oder vorgefertigten Antworten gibt, laden sie zur – durchaus kontroversen – Diskussion ein und verdeutlichen auf diese Weise, dass es beim Philosophieren weniger um „richtig“ oder „falsch“, sondern um den Austausch von Argumenten und deren gedankliche Durchdringung geht. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangen, die jeweils ihre eigene Gültigkeit besitzen. Sie erkennen, dass komplexe Sachverhalte komplexe Antworten erfordern und dass dabei ganz unterschiedliche Ansichten möglich sind. Dieser Umgang mit Pluralität zählt zu den wichtigsten Kompetenzen, die junge Menschen im Kontext von Bildung erwerben sollen.
 
Adressaten
Allgemeinbildende Schulen (Klasse 4-10), Kinder- und Jugendbildung (10-16 Jahre), Erwachsenenbildung
 
Bezug zu Lehrplänen und Bildungsstandards
Die Schülerinnen und Schüler
  • vergleichen unterschiedliche Arten von Fragen und grenzen diese voneinander ab;
  • nähern sich den großen Fragen des Lebens auf spielerisch-kreative Weise;
  • erörtern exemplarische Themen aus Philosophie und Ethik (z. B. Identität, Eigentum, Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung, Gut und Böse);
  • erkennen, dass komplexe Fragestellungen komplexe Antworten erfordern;
  • erlernen den Umgang mit einem divergierenden Spektrum an Meinungen und Ansichten;
  • üben Regeln der Diskussion ein und erwerben kommunikative Grundkompetenzen für ein gelingendes (philosophisches) Gespräch, z. B. gegenseitige Achtsamkeit, argumentativer Austausch, Respekt vor den Meinungen anderer, Eigenverantwortung für den Gesprächsablauf;
  • werden zu eigenständigem philosophischem Denken befähigt.
 
Inhalt und Einsatzhinweise
Für den Einsatz im Unterricht empfiehlt es sich, die Fragen nach methodischen Grundsätzen zu bearbeiten. Die Arbeitsblätter bieten diesbezüglich vielfältige Anregungen, gekennzeichnet durch die roten Textfelder. Dadurch wird gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler die Fragen sorgfältig durchdenken. Sie lernen, genau zu formulieren, Aussagen mit anschaulichen Beispielen zu belegen und logisch zu argumentieren. Zugleich üben sie die Grundprinzipien einer gelungenen Diskussion ein. Diese erfordert gegenseitigen Respekt und Achtsamkeit ebenso wie die Bereitschaft, dem anderen genau zuzuhören, fremde Gedanken aufzunehmen und diese weiterzuentwickeln. Inhaltlich setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit grundlegenden philosophischen Themen wie Moral, Identität, Gerechtigkeit, Freiheit und Verantwortung auseinander.
Die Filme liegen in verschiedenen Fassungen vor, die je nach didaktischer Zielsetzung ausgewählt werden können. Sollen sich die Schülerinnen und Schüler möglichst selbstständig mit den Fragestellungen beschäftigen, bieten sich die reinen Filmfassungen an. Hierbei empfiehlt es sich, die Filme jeweils an den Stellen anzuhalten, an denen eine oder mehrere Fragen gestellt werden. Sollen die Schülerinnen und Schüler demgegenüber bereits Impulse für die Diskussion erhalten, kann auf die Filmfassungen mit Kinder-Statements zurückgegriffen werden, in denen ein breites Spektrum möglicher Antworten enthalten sind. Für den Einsatz im Fremdsprachenunterricht liegen sämtliche Filmfassungen zusätzlich auf Englisch vor.
Filme und Arbeitsmaterial lassen sich bereits in der Grundschule, vor allem aber ab der Unterstufe gewinnbringend einsetzen. Auch in höheren Jahrgangsstufen kann die Produktion sinnvoll verwendet werden, wenn es der Lehrkraft gelingt, den Jugendlichen das Gefühl zu nehmen, dass das Material zu „kindisch“ sei. Tatsächlich sind die philosophischen Fragen hinter den Filmen ausgesprochen komplex, sodass deren Behandlung auch für die Oberstufe keine Unterforderung darstellt. Unter dieser Prämisse sind die Filme auch für den Einsatz in der Erwachsenenbildung geeignet. Durch die grundlegenden Fragestellungen, die in den Filmen verhandelt werden, und die vielfältigen methodischen Impulse können sie in einer Vielzahl von Fächern Verwendung finden (Ethik, Philosophie und Religion, aber auch Wirtschaft/Recht, Politische Bildung, Geographie und Deutsch).
Die Arbeitsblätter liegen sowohl im PDF-Format als auch im doc-Format (Microsoft Word) vor, wodurch es der Lehrkraft möglich ist, diese nach eigenem Ermessen zu bearbeiten und ggf. umzugestalten. Hintergründe zum Kontext der Filme sowie Kommentare zu den einzelnen Arbeitsblättern finden sich in jeweils eigenen Abschnitten (siehe unten).
 
Filme
Sämtliche Filme sind bilingual (deutsch und englisch) in jeweils zwei unterschiedlichen Fassungen verfügbar: Die kürzere Variante umfasst die animierten Kurzfilme ohne ausformulierte Antworten. Die längere Fassung („mit Kinder-Statements“) enthält zusätzliche Realaufnahmen, in denen Kinder Antworten auf die im Film gestellten Fragen geben. Die erste angegebene Laufzeit bezieht sich jeweils auf die Filmfassung ohne Kinder-Statements, die zweite auf die Filmfassung mit Kinder-Statements.
 
Wodurch bin ich „Ich“? (Film 5:10 min / 11:40 min) / What Makes Me Me? (Film 5:10 min / 7:40 min)
Dave begibt sich mit seinem Holzschiff „Theseus“ auf eine lange und gefährliche Seefahrt. Unterwegs erlebt er viele Abenteuer, bei denen sein Schiff in Mitleidenschaft gezogen wird. Schäden an der Theseus lässt Dave in Georges Schiffswerft reparieren, wo die Holzteile gegen stabilere Teile aus Metall ausgetauscht werden. Da im Laufe der Zeit immer mehr Reparaturen nötig werden, bestehen irgendwann alle Teile der Theseus aus Metall. Als Dave nach langer Reise zu seiner Frau zurückkehrt, ist diese überrascht: In ihren Augen besitzt Dave nun ein neues Metallschiff, das mit dem alten nichts mehr gemein hat. Dave hingegen beharrt darauf, dass es sich immer noch um sein altes, lediglich repariertes Schiff handele. Ist die Theseus immer noch dasselbe Schiff? An welchem Punkt ist sie ein anderes Schiff geworden?
Auf einmal erscheint George mit einem Schiff, das genau so aussieht wie die alte Holz-Theseus. Es stellt sich heraus, dass George alle beschädigten Holzteile aufgehoben und diese in aufwendiger Arbeit wieder zu einem Schiff zusammengesetzt hat. Daves Frau ist davon überzeugt, dass es sich bei Georges Schiff um die „echte“ Theseus handelt. Bedeutet das, dass es zwei Theseus-Schiffe gibt, oder nur eines? Welches Schiff ist die Theseus?
Auch der menschliche Körper wächst und verändert sich das gesamte Leben lang. Man wird als Baby geboren, wächst zu einem Teenager heran, wird erwachsen und schließlich alt. Wie bei Daves Schiff werden alle „Teile“ des Körpers im Laufe der Zeit ausgetauscht. Ist man die gleiche Person, die man war, als man geboren wurde? Wodurch ist man „Ich“?
  • Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
  • Arbeitsblatt 2: Das Schiff Theseus
  • Arbeitsblatt 3: Wodurch bin ich „Ich“?
 
Wem gehört die Erde? (Film 4:00 min / 8:00 min) / Who Owns The Sky? (Film 4:00 min / 6:00 min)
An einem Fluss liegen zwei Dörfer. In dem einen Dorf leben Bauern. Sie leiden ständig Hunger, da das Wasser des Flusses nicht ausreicht, um ihre Felder zu bewässern. In dem anderen Dorf leben Fischer. Sie haben immer genug zu essen, da der Fluss viele Fische führt. Doch eines Tages ist der Fluss schlagartig ausgetrocknet. Ein Mädchen aus dem Fischerdorf macht sich auf den Weg, um die Ursache für das versiegende Wasser zu ergründen. Dem Flussbett folgend erreicht sie schließlich das Bauerndorf, wo die Bauern einen Damm zur Bewässerung der Felder gebaut haben. Nun haben zwar die Bauern genug zu essen, doch die Fischer haben ein großes Problem. Haben die Bauern das Wasser gestohlen? Wem gehört der Fluss? Wem gehören die Fische im Fluss?
Das Fischermädchen berichtet, welche Konsequenzen der Damm für ihr Dorf hat. Die Bauern bieten den Fischern an, zu ihnen ins Bauerndorf zu ziehen, doch das Fischermädchen bezweifelt, dass man das Problem auf diese Weise lösen kann. Sind die Bauern egoistisch, weil sie nicht an die Fischer gedacht haben? Was sollten die Bauern und Fischer tun?
  • Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
  • Arbeitsblatt 4: Wem gehört die Erde?
 
Warum soll man gut handeln? (Film 3:50 min / 10:00 min) / Why Should I Be Good? (Film 3:50 min / 5:50 min)
Ben hat einen Zauberring gefunden, der seinen Träger unsichtbar macht. Nun überlegt er, was er mit dem Ring anstellen soll: Er könnte ihn dazu nutzen, anderen Menschen zu helfen. Er könnte aber auch ein wenig Spaß damit haben und anderen Streiche spielen. Was würde man selbst tun, wenn man einen Ring hätte, der unsichtbar macht? Was zu tun, wäre richtig?
Ben entscheidet sich dafür, den Ring zu seinem Vorteil zu nutzen. Zunächst erschreckt er als unsichtbarer „Geist“ seine Freundin Sophie. Als er kurz darauf beim Fußballspielen einen Schaden anrichtet, verschwindet er einfach spurlos. Ist es in Ordnung, zu tun, was man will, wenn man nicht erwischt werden kann?
Als Ben gerade dabei ist, mithilfe des Rings einen Apfel zu stehlen, wird er von Sophie ertappt. Sie konfrontiert ihn mit der Frage, weshalb er seine Superkraft nicht dazu nutzt, Gutes zu tun. Macht es glücklich, Gutes zu tun? Welche anderen Gründe gibt es, Gutes zu tun?
  • Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
  • Arbeitsblatt 5: Warum soll man gut handeln?
 
Was ist gerecht? (Film 3:50 min / 8:10 min) / What’s Fair? (Film 3:40 min / 5:30 min)
Sophie, Ben und Karim möchten sich auf eine Expedition begeben. Doch sie sind uneins, wer von ihnen wie viel Gepäck tragen soll: Karims Arm ist verletzt, daher kann er nicht viel tragen. Sophie ist die Kleinste, Ben hingegen der Größte. Allerdings hat Ben im Gegensatz zu Karim und Sophie nur sehr wenig dabei. Wie teilt man das Gepäck am gerechtesten auf? Was bedeutet eigentlich „gerecht“?
Die drei Abenteurer beschließen, zunächst eine Pause einzulegen und etwas zu essen. Karim hat etliche Dinge mitgebracht, Sophie hat Unmengen an Essen dabei. Ben hingegen hat nur sehr wenig Proviant. Karim macht ihm deshalb einen Vorschlag: Wenn Ben dazu bereit wäre, mehr Gepäck zu tragen, könnte er sich etwas Essen dazuverdienen. Ben findet diesen Vorschlag nicht gerecht. Gibt es eine faire Lösung, die alle zufriedenstellt? Ist Gerechtigkeit wichtig?
  • Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
  • Arbeitsblatt 6: Was ist gerecht?
 
Bin ich für meine Handlungen verantwortlich? (Film 5:00 min / 10:50 min) / Am I Always Responsible For My Actions? (Film 5:00 min / 7:00 min)
Ein Skorpion ist durch einen großen Fluss von seinen Kindern getrennt. Da Skorpione nicht schwimmen können, bittet er einen des Weges kommenden Frosch um Hilfe. Doch der Frosch zögert. Er befürchtet, dass der Skorpion ihn während des Transports über den Fluss stechen wird. Der Skorpion verspricht, dies nicht zu tun. Sollte der Frosch dem Skorpion helfen, über den Fluss zu gelangen?
Schließlich willigt der Frosch ein und schwimmt mit dem Skorpion auf dem Rücken zur anderen Uferseite. Doch auf halber Strecke sticht der Skorpion zu. Auf die Frage, weshalb er dies getan habe, verweist der Skorpion auf seine „Natur“. Frosch und Skorpion versinken im Fluss. Wer trägt die Verantwortung für das, was dem Frosch und dem Skorpion passiert ist? Was hat der Skorpion gemeint, als er sagte, es liege in seiner „Natur“?
Auch Menschen handeln manchmal nicht so, wie sie eigentlich möchten. Karim zum Beispiel ist notorisch unachtsam. Als er sich ein Fernrohr von seiner Freundin Sophie ausleiht, verspricht er, besonders gut darauf aufzupassen. Doch am nächsten Tag muss er feststellen, dass er das Fernrohr auf seiner Erkundungstour vergessen und damit sein Versprechen gegenüber Sophie gebrochen hat. Hätte es Karim verhindern können, sein Versprechen zu brechen? Was ist der Unterschied zwischen dem Versprechen des Skorpions und dem Versprechen Karims?
  • Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
  • Arbeitsblatt 7: Bin ich für meine Handlungen verantwortlich?
 
Bildergalerie
Szenen aus den Filmen (16 Bilder)
Die Galerie enthält 16 Standbilder mit Schlüsselszenen aus den fünf Filmen. Die Bilder können z. B. während der Nachbesprechung der Filme herangezogen werden, um die jeweils im Zentrum stehenden philosophischen Fragen zu illustrieren bzw. erneut uns Gedächtnis zu rufen. Zusätzlich sind die Bilder als separate Dateien hinterlegt und können so flexibel im Unterricht eingesetzt werden.
 
 
Herkunft und ursprünglicher Kontext der Geschichten
Die Filme beruhen auf dem didaktischen Ansatz „Philosophy for Children“. Die Geschichten stammen aus zwei unterschiedlichen Quellen: Eine davon ist das Buch „The If-Machine: Philosophical Enquiry in the Classroom“ von Peter Worley, das zahlreiche Impulse für das angeleitete Philosophieren mit Kindern bietet. Es enthält eine Sammlung alter und neuer Geschichten, die dazu geeignet sind, eigenständiges philosophisches Denken bei jungen Menschen zu fördern. Zusätzlich gibt das Buch viele methodische Hinweise, wie man mit den Geschichten arbeiten und auf eventuelle Stolpersteine beim Philosophieren reagieren kann. Peter Worley ist Mitbegründer mehrerer Organisationen, die das Philosophieren mit Kindern fördern, darunter die „Philosophy Foundation“ und das europäische Netzwerk „Sophia“ (http://www.sophianetwork.eu).
Bei der zweiten Quelle handelt es sich um Publikationen des Autors Jason Buckley. Er nennt sich auch „The Philosophy Man“ (www.thephilosophyman.com) und sammelt auf der Website „P4C – Philosophy for Children“ (http://p4c.com) Arbeitsmaterialien, die zum Teil auch auf www.sapere.org.uk zugänglich sind. Das kleine Grundlagen-Büchlein „Pocket P4C: Getting Started with Philosophy for Children“ enthält viele hilfreiche Tipps, die Lehrkräfte beim Philosophieren mit Kindern unterstützen können.
Der beiden Autoren gemeinsame methodische Ansatz besteht darin, zusammen mit den Schülern einen „Inquiry“ zu unternehmen. Dieser Begriff beschreibt, wie die Denkbewegung ausgerichtet sein soll; er bedeutet Erkundung, Befragung, Nachforschung oder Ermittlung. Ein solches neugieriges, offenes und kreatives Denken beginnen die Schülerinnen und Schüler nicht ohne Weiteres von selbst. Oft antworten sie auf philosophische Fragestellungen zu direkt, ergebnisorientiert und linear, zu wenig suchend und tastend. Aufgabe der Lehrkraft ist es, die Schülerinnen und Schüler für den „Inquiry“ zu interessieren und dem vorschnellen „Abhaken“ einer Frage (z. B. durch einen scheinbaren Konsens) entgegenzuwirken. Die Lehrkraft arbeitet also nicht unmittelbar lehrend, sondern unterstützend, vermittelnd, prozessbegleitend und moderierend. Je mehr Eigenverantwortung die Klassengruppen für ihren eigenen Denk- und Kommunikationsprozess übernehmen, desto besser. Der Prozess des Denkens, Argumentierens und Zuhörens steht im Mittelpunkt der Anstrengungen, nicht das Ergebnis. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern Freude an philosophischen Erkundungen zu vermitteln.
Der erste systematische Entwurf einer eigenen Kinderphilosophie ist in den USA an der Universität von Montclair, New Jersey unter Matthew Lipman entstanden (www.montclair.edu/cehs/academics/centers-and-institutes/iapc). Auch im deutschsprachigen Raum gibt es Institutionen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Informationen bieten z. B. folgende Websites:
Der Wikipedia-Artikel „Philosophy for Children“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Philosophy_for_Children) enthält weitere Informationen und Quellen, ebenso der deutsche Artikel zu dem leicht anders gearteten Ansatz „Philosophieren mit Kindern“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophieren_mit_Kindern).
 
 
Kommentar zu den Arbeitsblättern
Die Arbeitsblätter enthalten sowohl Filmfragen als auch darüber hinausführende Fragen und Aufgaben. Zur besseren Unterscheidung sind die Filmfragen mit Fettdruck gekennzeichnet. Zusätzlich finden sich zahlreiche methodische Tipps und Impulse (rote Textfelder) für eine konstruktive Diskussionskultur. Die Tipps bauen aufeinander auf, sind aber auch unabhängig voneinander verwendbar.
 
Arbeitsblatt 1: Philosophieren – Nachdenken über die „großen Fragen“
Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Gefühl für unterschiedliche Arten von Fragen bekommen und erkennen, was eine „große“ bzw. philosophische Frage ausmacht. Dies ist Gegenstand der Aufgaben 1 und 2. Es geht an dieser Stelle nicht darum, die Frage nach dem Sinn des Lebens ausgiebig zu diskutieren. Aufgabe 3 verlangt einen Transfer auf andere bekannte Geschichten und Erzählungen, hinter denen sich große Fragen verbergen. Aufgabe 4 macht deutlich, dass die Antworten auf philosophische Fragen zwar eine große Bandbreite aufweisen, dennoch aber nicht beliebig sind. Die praktisch-ethischen Konsequenzen in der Lebenswirklichkeit müssen bei ihrer Erkundung stets in den Blick genommen werden.
 
Arbeitsblatt 2: Das Schiff Theseus
Im Zentrum des Kurzfilms „Wodurch bin ich ‚Ich?‘“ steht die Frage nach der Identität. Zunächst wird diese Thematik an einem fiktiven Schiff durchgespielt, ehe sie in einem zweiten Schritt auf den Menschen übertragen wird (vgl. Arbeitsblatt 3).
Aufgabe 1 greift die ersten beiden Filmfragen auf. In Aufgabe 2 wird die Fragestellung vertieft: Die Verwandlung von einem Material in ein anderes findet z. B. in Michael Endes Jugendroman „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ statt. Hier wird die Lokomotive Molly in magisches Glas verzaubert, dabei aber ganz selbstverständlich als dieselbe Lokomotive angesehen.
Aufgabe 3 enthält die beiden folgenden Filmfragen. Auch das zweite Schiff, das George aus den alten Holzteilen zusammengesetzt hat, kann als „echte“ Theseus gedeutet werden. Es geht bei diesen Fragen allerdings nicht um die eine „richtige“ Antwort, sondern um die Einsicht in die prinzipielle Offenheit der Identitätsthematik.
 
Arbeitsblatt 3: Wodurch bin ich „Ich“?
Nachdem die Identitätsproblematik am Beispiel des Schiffs diskutiert wurde (vgl. Arbeitsblatt 2), rückt nun die Frage nach der menschlichen Identität in den Mittelpunkt. Aufgaben 1–4 folgen den Filmfragen und vertiefen diese. Aufgabe 5 greift eine buddhistische Geschichte auf und deutet an, welche (für westliches Denken vielleicht ungewohnte) Position der Buddhismus zum Thema Identität einnimmt. In Aufgabe 6 klingt die philosophische Auseinandersetzung um den Nominalismus an, die bei Bedarf (in höheren Jahrgangsstufen) vertieft werden kann (vgl. den sog. „Universalienstreit“).
 
Arbeitsblatt 4: Wem gehört die Erde?
Im Film „Wem gehört die Erde?“ geht es um die Besitzansprüche an natürlichen Ressourcen. Dieses Thema kann Gegenstand in einer Vielzahl von Fächern sein (z. B. Politischer Bildung, Wirtschaftslehre, Geographie etc.). Aufgaben 1 und 2 setzen voraus, dass der Film nur bis zu der genannten Stelle gezeigt wurde. Die Schülerinnen und Schüler sind herausgefordert, eigene (große) Fragen zu entdecken, die in Zusammenhang mit der Geschichte stehen. Die ersten drei Filmfragen sind Gegenstand der Aufgaben 3 und 4.
Aufgaben 5 und 6 greifen auf Arbeitsblatt 1 zurück und verdeutlichen anhand der Philosophen Platon und Aristoteles nochmals die beiden grundlegenden Bewegungen der Konkretion (Aristoteles) und Abstraktion (Platon). Nach der letzten Filmfrage (Aufgabe 7) führt Aufgabe 8 den Begriff „Kompromiss“ ein. Aufgabe 9 öffnet den Horizont hin auf politische Themen, welche die Kinder möglicherweise bereits aus den Nachrichten oder aus Gesprächen mit ihren Eltern kennen. Der Besitz von Gold und anderen Rohstoffen gilt als normal. Eigentumsansprüche an Wasser sind hingegen politisch umstritten: Soll der Zugang zu Trinkwasser als Menschenrecht angesehen werden? Der Besitz von Luft wird beim Handel mit „Emissionsrechten“ berührt. Diese Themen können auch in niedrigeren Jahrgangsstufen diskutiert werden, sofern man sie anschaulich vermittelt.
 
Arbeitsblatt 5: Warum soll man gut handeln?
Die Geschichte vom Zauberring dient dazu, die Motivation für (oder gegen) moralisches Handeln zu untersuchen. Aufgabe 1 und 2 nehmen die ersten drei Filmfragen auf. Es ist darauf zu achten, dass das Gedankenexperiment in aller Freiheit durchgeführt wird und mögliche Strafen oder Konsequenzen ausgeblendet werden. Kinder denken und argumentieren entwicklungsgemäß meist heteronom und orientieren sich an externen Autoritäten. Das Denken jenseits solcher äußeren Faktoren, hin zu einer eher autonomen Moral, stellt für sie daher ein wirkliches Abenteuer dar.
Aufgabe 3 erforscht die Motive für gutes Handeln. Dabei geht es auch um die in der (praktischen) Philosophie bedeutsame Frage, wie Glück und Moral zusammenhängen. In höheren Jahrgangsstufen kann man entsprechende philosophische Entwürfe kurz einfließen lassen (ein knapper Überblick findet sich unter https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Glücks). Aufgabe 4 pointiert diese Fragstellung, indem sich die Schülerinnen und Schüler mit der Problematik auseinandersetzen, dass sich gutes Handeln häufig nicht „lohnt“, d. h. keinen unmittelbaren Vorteil nach sich zieht, sondern im Gegenteil sogar mit Nachteilen verbunden sein kann. Sie tun dies anhand einer kreativen Schreibaufgabe. Ausgehend von den Geschichten wird erörtert, ob und weshalb das Gute dennoch geboten ist. Auch hier bieten sich in höheren Jahrgangsstufen Exkurse in die Geschichte der Philosophie (z. B. Kants Pflichtethik) an.
Aufgabe 5, in der die Schülerinnen und Schüler eine eigene Superhelden-Identität entwerfen, ist ebenfalls kreativ-gestalterisch ausgerichtet.
 
Arbeitsblatt 6: Was ist gerecht?
Das Arbeitsblatt enthält mehrere methodische Hinweise. Das Hinsetz-Spiel soll die gegenseitige Achtsamkeit fördern, die für ein gelingendes Gespräch unerlässlich ist. Die Rolle der Lehrkraft kann sich auf die Moderation beschränken, wenn man dazu bereit ist, die Schülerinnen und Schüler selbst Verantwortung für die Diskussionen übernehmen zu lassen.
Aufgabe 1 enthält die ersten beiden Fragen aus dem Film, die anhand von Aufgabe 2 vertieft werden können. Aufgabe 3 greift eine Szene aus dem Film „Was ist gerecht?“ heraus und bezieht diese auf die beiden folgenden Filmfragen. Auch hier besteht die Möglichkeit einer Vertiefung (Aufgabe 4). Anstrengung und Leistung sind bereits jungen Menschen geläufige Konzepte, die z. B. bei der Benotung eine große Rolle spielen. Wohl jeder kennt die Enttäuschung, trotz großer Anstrengung keine entsprechende Leistung erbracht zu haben. Ist aber die Anstrengung bereits eine Leistung, mit der man sich Verdienste erwirbt? Warum zählt so oft nur das Ergebnis? Diese Aspekte können u. a. zur Sprache kommen.
Der Tipp „Gegenspieler“ ist hilfreich, wenn die Diskussion zu schnell in einen Konsens zu münden droht. Die Vertreter der Gegenposition haben hier die schwerere, aber auch die reizvollere Aufgabe: Sie dürfen Argumente vorbringen, die provozieren und die anderen herausfordern, ihre scheinbar selbstverständlichen Haltungen präziser zu begründen.
Aufgabe 5 beschäftigt sich anhand des Beispiels „Fairtrade“ mit der Frage, wie man eine gerechte Entlohnung für die an der Produktion beteiligten Menschen erzielen kann. Es lässt sich außerdem ein Rückbezug zur Frage nach der Motivation für „gutes“ Handeln (vgl. Arbeitsblatt 5) herstellen. Weiterführendes Material zum Thema „Fairtrade“ enthält die FWU-Produktion „Globalisierung – Der Preis des Wohlstands“.
Aufgabe 6 nennt als abschließenden Impuls drei Kriterien für Gerechtigkeit: Verdienst, Bedürfnis und Gleichheit. Die Schülerinnen und Schüler sollen diese auf die Beispiele aus dem Film übertragen und die jeweiligen Konsequenzen eruieren.
 
Arbeitsblatt 7: Bin ich für meine Handlungen verantwortlich?
Für die Beschäftigung mit Aufgabe 1 sollte der Film unbedingt an der entsprechenden Stelle angehalten werden. Hier klingt nochmals die Frage an, ob und warum man das Gute tun soll (vgl. Arbeitsblatt 5) – auch wenn dadurch ein massiver Nachteil, nämlich der Verlust des eigenen Lebens, droht. Wer die Verantwortung für den traurigen Ausgang der Geschichte trägt, ist Gegenstand von Aufgabe 2. Darin geht es auch um den Begriff der „Natur“ und die damit verbundene Fragestellung, ob das Konzept Verantwortung (bei Tieren) greift oder ob man von einem mehr oder weniger ausgeprägten Determinismus ausgehen muss. Aufgabe 3 führt den Begriff der Freiheit ein. Es kann u. a. erörtert werden, inwieweit es in der „Natur“ von (menschlichen) Lebewesen liegt, anderen zu helfen.
In Aufgabe 4 gerät der Mensch in den Blick, der nach allgemeinem Verständnis seine Handlung zu verantworten hat. Doch inwieweit unterscheidet sich der Mensch vom Tier und dessen „Natur“? Gibt es überhaupt einen Unterschied? Inwieweit ist Karims Unachtsamkeit so sehr Teil seiner Identität, dass er gar nicht anders handeln kann?
Aufgabe 5 gibt einen Ausblick auf die philosophische Diskussion um die Willensfreiheit. Je nach Alter der Schülerinnen und Schüler kann hier ein Exkurs, beispielsweise zu den gegensätzlichen Position Indeterminismus und Determinismus, erfolgen. Aufgabe 6 beschließt die Thematik mit Fragen zum Verhältnis von Freiheit und Verantwortung.
 
 
 
 
Produktionsangaben
 
Die großen Fragen des Lebens
 
Produktion
FWU Institut für Film und Bild, 2015
 
Konzept
Sebastian Freisleder
 
Arbeitsmaterial
Hans Christian Kley
 
Bildnachweis
Mosaic Films
Web Gallery of Art
 
Pädagogischer Referent im FWU
Sebastian Freisleder
 
 
 
Produktionsangaben zu den Filmen
 
Wodurch bin ich „Ich“? Und andere interessante Fragen
 
Produktion
Mosaic Films, 2013
 
Produzenten
Andy Glynne
Katy Jones
Kerry McLeod
 
Regie
Nandita Jain
 
Drehbuch
John Camm
Will Maclean
 
Musik und Sound
Alexander Parsons
 
Bearbeitete Fassung
FWU Institut für Film und Bild, 2015
 
Produktion
TV Werk GmbH
 
Sprecher
Kai Taschner
 
Übersetzung
Hans Christian Kley
 
Redaktion FWU
Sebastian Freisleder
 
 
 
Nur Bildstellen/Medienzentren:
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© 2015
FWU Institut für Film und Bild
in Wissenschaft und Unterricht
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